Rede Stefan Quandt 2018
Rede Stefan Quandt 2018

Qualitätsjournalismus: Ein Signal gegen das "New Normal"

Meine Damen und Herren,

gerne möchte ich meinen Worten vorausschicken, dass ich heute etwas Neues wagen werde. Denn ich möchte heute über „die Medien“ sprechen - und damit über einen Berufsstand, dem ein Großteil der Anwesenden angehört. Warum tue ich das? Es sind zwei Gründe:

Zum einen erlebe ich, wie sich in einer sich rasant verändernden digitalen Welt die Kommunikations-Möglichkeiten und –Gewohnheiten der Menschen verändern. Und wie sich dadurch die Wertmaßstäbe sowohl der „Sender“ als auch der „Empfänger“ der Kommunikation verschieben. Durch diese Entwicklungen werden die Medien und Sie als Journalisten vor immense Herausforderungen gestellt. Die Frage, bildlich gesprochen: „Wie verschaffe ich mir bei all diesem Lärm eigentlich noch Gehör?“ steht im Raum und muss beantwortet werden.

Der zweite Grund ist, dass ich im vergangenen Jahr sehr bewusst verfolgt habe, wie in zunehmendem Maße – und damit möchte ich mich bewusst von einer pauschalen Medienschelte distanzieren –, dieser Herausforderung mit den falschen Mitteln begegnet wird. Nämlich damit, auf dieses scheinbare „New Normal“ der polarisierenden Kommunikation einzuschwenken – und dadurch die sich in der Gesellschaft zeigenden Tendenzen zu verstärken.

Doch bevor ich dazu komme, zunächst ein Blick auf den Hintergrund, vor dem sich diese Entwicklung vollzieht:

In der Bevölkerung vieler Länder greift Nervosität um sich. Es sind die vielen globalen Krisenorte, die uns verunsichern. In den Konjunkturprognosen schlagen sie sich als „Rezessionsangst“ nieder, aber die Nervosität geht weit über das Wirtschaftliche hinaus: Bei den Deutschen – so hat eine Allensbach-Umfrage jüngst ergeben – wächst die Sorge vor einem dritten Weltkrieg: 40 Prozent halten diese Gefahr für real.

In Schweden reiht sich sogar die Regierung in diesen Trend ein: Vor Kurzem haben dort alle 4,8 Mio. Haushalte eine Broschüre für den „Kriegs- und Krisenfall“ erhalten. Es handelt sich um die erste Broschüre dieser Art seit 1961.

Zu diesen Reaktionen hat neben der Annexion der Krim durch Russland sicher beigetragen, dass auch von der US-Administration derzeit mehr Risiken als Chancen auszugehen scheinen. Eine nüchterne Einschätzung, die europäische Spitzenpolitiker wie etwa der EU-Ratspräsident Donald Tusk teilen, der vor wenigen Wochen von einem „launenhaften Selbstbewusstsein der amerikanischen Regierung“ sprach. Und das war noch vor dem letztwöchigen Treffen in Singapur, bei dem zwei Politiker als beste Freunde auseinandergingen, die sich nur wenige Wochen vorher gegenseitig als „kleiner Raketenmann“ und „seniler Greis“ betitelt hatten. Diese Auflösungserscheinungen einer sich vormals über Jahrzehnte stetig weiterentwickelnden und stabilisierenden globalen Ordnung wird arrondiert von besorgniserregenden Entwicklungen innerhalb und außerhalb der Grenzen der EU: in Russland, der Türkei, Polen, Ungarn und – in anderer Form, aber nicht weniger verunsichernd – in Italien, um nur einige Brandherde zu nennen.

Vor diesem Hintergrund nun suchen die Menschen überall nach Halt und Sicherheit, nach Wahrheit und Verlässlichkeit. Doch parallel zur politischen zeigen sich auch auf der medialen Ebene krisenhafte Phänomene – wobei die Parallelität kein Zufall ist, sondern an vielen Stellen sich gegenseitig verstärkende Effekte und Kausalitäten zu beobachten sind.

Eine der am meisten beunruhigenden Entwicklungen der letzten Jahre ist das Auftreten der „Fake-News“. Diese Fake-News führen ein Eigenleben: Sie sind zu Beginn meist recht isolierte Erscheinungen, die jedoch durch die Vehemenz, mit der sie vorgetragen, geteilt und kolportiert werden, eine große Wirkung entfalten. Zugleich imitieren Fake-News eine Autorität, die sich wissenschaftlicher Überprüfung entzieht, weil sie mit dieser gar nicht gemessen werden wollen.

Bereits 2016 hat eine Studie von Craig Silverman für das Online-Portal „Buzzfeed“ belegt, dass bis zu 75 Prozent der Amerikaner, die mit Falschaussagen konfrontiert wurden, diese für mehr oder weniger zutreffend hielten. Dabei waren diejenigen, die sich nach eigener Aussage vorwiegend auf Facebook informieren, besonders leicht mit Fake-News zu infizieren.

Zur Erinnerung: Die deutsche Gesellschaft für Sprache hat bereits 2016 das Wort „postfaktisch“ zum Wort des Jahres gekürt. Zur Begründung hieß es, dass immer mehr Menschen bereit seien, Tatsachen zu ignorieren und offensichtliche Lügen als Tatsachen zu akzeptieren. Mit dem Streit um die Zahl der Menschen, die an der Amtseinführung Donald Trumps teilgenommen haben, gewannen die Fake News eine weitere „Qualität“ hinzu: Tatsachen wurden durch falsche Behauptungen bestritten. Und diese falschen Behauptungen erhielten durch den Begriff „alternative Fakten“ nicht nur ein Upgrade, sondern zudem durch eine Trump-Beraterin als Wortschöpferin eine besondere Legitimation.

Der erkenntnistheoretische Minimalkonsens, der sich in 2.000 Jahren Demokratie herausgebildet hat, lautet: Tatsachen sind Tatsachen! Deren Erklärungen, Herleitungen und Einordnungen mögen entweder richtig oder falsch sein. Aber eine Tatsache an sich bleibt „alternativlos“.

Die deutsche Politik ist zum Glück noch nicht an dem Punkt angelangt, selbst alternative Tatsachen zu schaffen. Aber auch bei uns haben die wahren Fakten einen schweren Stand. So war ich kürzlich Zeuge, als der Leiter einer großen staatlichen Forschungseinrichtung die verzweifelte Frage in den Raum stelle, warum der Staat die Wissenschaft überhaupt noch fördert, wenn sich die Politik für die gewonnenen Erkenntnisse nicht interessiert oder diese wider besseren Wissens ignoriert.

Und damit zurück zu den Medien. Was die Wissenschaft als Falsifizierung bezeichnet, ist in den Medien die methodische Recherche. Dabei ist das „Fact-Checking“ durchaus mühsam – es ist sozusagen das Schwarzbrot der seriösen Medien.

Und dieses Schwarzbrot wird immer härter; denn die Unsicherheit darüber, was überhaupt „stimmt“ und wer mit welchen Interessen redet und handelt, scheint global und viral um sich zu greifen. Eine Ursache für dieses neue Wirklichkeitsbild liegt in den Mechanismen der digitalisierten Informationsverbreitung, die sich für den Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen nach drei Gesetzen vollzieht:

  • Erstens nach dem „Gesetz der blitzschnellen Verbreitung“,
  • zweitens nach dem „Gesetz der ungehinderten Veröffentlichung“ und
  • drittens nach dem „Gesetz der einfachen Verknüpfung“.

Man könnte es vielleicht so auf den Punkt bringen: Was gestern „Schlagzeilen“ in angesehen Tageszeitungen machte, deren politische Grundhaltung sicher nicht immer neutral, aber allen Lesern bekannt war, produziert heute „Likes“ bei Millionen Einzelpersonen auf Instagram und Facebook, deren Identitäten oft anonym und deren Intentionen zumeist unbekannt sind.

Informationen sind heute zwar immer noch „Commodities“, also Rohstoffe, wie es Hans-Konradin Herdt, der langjährige Chefredakteur der Börsen-Zeitung, vor 18 Jahren bei der Verleihung des Herbert Quandt Medien-Preises formuliert hat. Aber als solche müssen sie verknüpft und mit Bedeutung versehen werden. In ihrer ungefilterten Präsenz und ohne eine professionelle Einordnung können sie aber auch wie Reaktionsbeschleuniger wirken. Auf diese Weise tragen sie nach meinem Eindruck immer häufiger dazu bei, dass wir heute viele wichtige Diskurse und notwendige Meinungsverschiedenheiten nur noch in Gestalt ultrahocherhitzter Debatten führen.

Zur Illustration möchte ich nur ein Beispiel aus der Berichterstattung über den Diesel nennen, denn auch sie trägt diese Züge. Am Anfang stand das erwiesenermaßen und vom betroffenen Unternehmen anerkannte Fehlverhalten eines Herstellers. In der Folge war es richtig, dass dieses Fakt in den Medien benannt und aufgearbeitet wurde, denn dies entspricht dem Auftrag der Medien. Dieser lautet, „Bericht zu erstatten“ und uns als Gesellschaft zu informieren. Wenn im weiteren Verlauf der journalistischen Begleitung des Themas aber ein Teil der Medien – und gegenseitig verstärkend auch der Politik – den Anfangsverdacht einer Behörde zum abschließenden Urteil mit drastischen Folgen erklärt und ein anderer Teil die Dieseltechnologie als solche verdammt, dann verlässt man den Bereich dessen, was man als Berichterstattung oder auch Kommentierung bezeichnen kann. Beispielhaft dafür ist der folgende Leitartikel eines Wochenmagazins. Es geht darin – dass muss man vorausschicken – nur um die Diesel-Emissionen, und nicht um autonomes Fahren: „Für die Autoindustrie sind die Toten und Verletzten der Kollateralschaden ihres Profits. So menschenverachtend trat bisher nur die Zigarettenindustrie auf. Mit beachtlicher krimineller Energie haben die Autobauer ihre Kunden belogen, den Staat überlistet, die Bevölkerung in Gefahr gebracht.“

Wenn man weiß, dass insgesamt nur etwa ein Drittel der Stickoxide und sogar nur 15% des Feinstaubs im Verkehr entstehen – also PKWs und LKWs, Benziner- und Dieselfahrzeuge zusammengenommen –, dann wird deutlich: An die Stelle der unvoreingenommenen Überprüfung und der abwägenden Einordnung von Informationen tritt hier die – wie es Pörksen formuliert – „emotionale Sofort-Deutung im Moment allgemeiner Erregung“. Befindet man sich erst einmal in diesen Prozessen, so klemmt meistens auch der Hebel für eine „Schubumkehr“: Eine Abkühlung oder Versachlichung derartiger Debatten ist dann sehr schwierig, häufig sogar unmöglich – und vielfach nicht einmal gewollt!

Doch gerade eine Versachlichung wäre meines Erachtens notwendig, um der Pauschal-Kritik an den Medien und an ihrer Rolle im öffentlichen Prozess der Meinungsbildung keine Angriffsfläche zu bieten. Denn von dieser Seite droht die wahre Gefahr für die Zukunft des Journalismus. Sie kennen die Beispiele: Etablierte Akteure der politischen Kommunikation sehen sich heute als „Staats-, System- oder Mainstreammedien“ abgekanzelt, oder sogar als „Lügenpresse“ verunglimpft. Und auch ein amerikanischer Präsident, der anerkannte Medienvertreter von Pressekonferenzen ausschließt und mit eigenen ungefilterten Tweets in Konkurrenz zu den üblichen Quellen von Tatsachen tritt, hat an dieser kritischen Sicht auf Medien und ihre Berichterstattung einen großen Anteil.

Meine Damen und Herren,

All diese Entwicklungen belegen, dass das Vertrauen in die Informations- und Deutungsleistungen von Journalisten zurückgeht, ja teils bewusst untergraben wird, um Raum für andere, oft die eigenen Kommunikationskanäle und -inhalte zu schaffen. Nach einer Reuters-Studie vertrauen in Griechenland nur noch 20 Prozent der Menschen den Nachrichten, in den USA, Frankreich und Ungarn sind es auch nur schwache 30 Prozent. In Deutschland meint mit 52 Prozent immerhin eine knappe Mehrheit der Befragten, dass sie den Nachrichten meistens vertrauen würden. Andere Untersuchungen zeigen allerdings, dass der „Lügenpresse-Vorwurf“ bei einer starken Minderheit Sympathien genießt.

Dies alles ist durchaus beunruhigend. Das veränderte Diskursklima und die Zäsuren, die sich in der Öffentlichkeit ereignen, hat der bereits erwähnte Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen in seinem Buch „Die große Gereiztheit“ sehr gut beschrieben – ich zitiere:

„Der vernetzte Mensch ist auch deshalb in Unruhe und im Zustand des Verstörtseins, weil sich Gewissheiten heute vor aller Augen auflösen, weil der Marktplatz der Ideen und Wahrheiten (…) so offenkundig durchlässig geworden ist für Propaganda, für Manipulation und Fälschung, die man zwar erahnt, aber doch nicht wirklich dingfest zu machen vermag.“

Dies hat auch damit zu tun, dass die herkömmlichen Gatekeeper an Autorität verloren haben. Noch vor einigen Jahren war der Begriff der „Leitmedien“ noch durchaus gebräuchlich. Er bezeichnete die Medien, die die politische Agenda bestimmten und in der Unterscheidung von wichtigen und weniger wichtigen Informationen eine bedeutende Orientierungsfunktion in der Gesellschaft innehatten. Das klassische Leitmedium war die „Tagesschau“ – und für viele Zeitgenossen ist sie das auch heute noch.

Das Auswählen, das Sortieren und Einordnen von Nachrichten – also das angestammte Geschäft und stolze Selbstverständnis der Zeitungen und Verlage – es droht heute zu erodieren. Konnte die traditionsreiche New York Times ihren publizistischen Auftrag der Auswahl noch in die Maxime „All the news that’s fit to print“ kleiden, so hat ihre jüngere Schwester NYTimes.com bereits vor einiger Zeit diesen Slogan in „All the news that’s fit to click“ umformuliert.

Aber auch dieser Anspruch auf einen Auftrag im Netz wirkt fast etwas hilflos und scheitert an den Gegebenheiten. Der Anspruch kommt auch viel zu spät. Es gibt im Internet längst nicht mehr die allgemeingültigen Autoritäten in Gestalt von Journalistinnen oder Journalisten. Die Aufmerksamkeit verlagert sich stattdessen zunehmend hin zu neuen Gatekeepern, die agil und häufig sehr intransparent agieren. Das Bewusstsein für die Qualität der verschiedenen Informationsquellen schwindet. Jeder, der sendet, hat nun auch einen Anspruch auf Aufmerksamkeit. Der Journalist und Blogger Michael Seemann spricht daher von einer weitreichenden „Deregulierung des Wahrheitsmarktes“.

Und diese Deregulierung führt zu einer bedenklichen Entwicklung. Denn im bunten Spektrum von Relevanz und Belanglosigkeit, von Tatsachen und Falschnachrichten scheint auch der Wahrheitsbegriff zu diffundieren. Vor einigen Jahren sprachen Netzidealisten noch von der „Schwarmintelligenz“. Dieser Begriff ist interessanterweise völlig aus der Debatte verschwunden. Stattdessen herrscht eine Art Diskursanarchie. Vieles wird beliebig und „gleich-gültig“ bzw. „gleich-bedeutsam“: Unterschiedlichste und augenscheinlich völlig widersprüchliche Wahrheitsdiskurse stehen nebeneinander. Der Schwarm hat sich sozusagen in viele Schwärme aufgelöst – die Intelligenz scheint dabei auf der Strecke zu bleiben.

Natürlich ist „Wahrheit“ ein heikler Begriff. Sie wird geformt von eigenen Werturteilen und ist auch immer mit persönlichen Überzeugungen verbunden. Aber deshalb muss Wahrheit in der Öffentlichkeit auch immer wieder neu ausgehandelt werden. In der medial fragmentierten Gesellschaft ist „Wahrheit“ heute umstrittener denn je. Ein Ort, wo dies besonders aufscheint, ist übrigens Wikipedia: Wenn Sie dort die Versionsgeschichte einzelner Artikel einsehen, wird Ihnen sehr klar, wie erbittert auch hier – bildlich gesprochen – verschiedene Schwärme von Autoren um vermeintlich banale Gewissheiten streiten.

Die digitale Wirklichkeit unserer Zeit, deren vielzitierte „Echokammern“ eher nach dem Prinzip der Selbstbestätigung als nach dem Prinzip der Wahrheitsfindung funktionieren, gerät dadurch in eine Zwickmühle. Der Netzphilosoph Peter Glaser beschreibt dieses Dilemma der digitalen Öffentlichkeit mit einem einfachen Satz:

„Information ist schnell, Wahrheit braucht Zeit.“

Diese zeitraubende Wahrheitsfindung ist mühsam. Die Technik, die der professionelle Journalismus im Gegensatz zu vielen digitalen Dilettanten dafür anwendet, ist die Recherche – als Arbeitsinstrument, aber auch als Schutzvorrichtung, um nicht den eigenen Vorurteilen und Subjektivität zu erliegen. Diese Sorgsamkeit im journalistischen Handeln brauchen wir heute nötiger denn je. Journalismus ist nach meinem Verständnis genau dies: Ein permanentes Sich-Verständigen über unterschiedliche Sichtweisen und Meinungen. Und dies immer unter dem Vorzeichen, dass eine andere Position nicht nur nachvollziehbar ist, sondern auf Basis von Gegenargumenten auch Gültigkeit beanspruchen darf. Mit dieser offenen Haltung ist guter Journalismus eine der Lebensadern einer lebendigen Demokratie.

Wenn aber die journalistischen Handlungsnormen an immer mehr Stellen erodieren und die gesetzten Grenzen zwischen Tatsachen und Lügen, Meldung und PR, Kommentar und Propaganda verschwimmen, dann wird Journalismus Teil des „New Normal“ der digitalen Kommunikation - und wird am Ende nicht mehr als Journalismus erkennbar sein. Und dann wäre auch die lebendigste Demokratie latent gefährdet.

Möglicherweise ist der von mir beschriebene Journalismus ein Idealbild. Und doch finden wir immer wieder Beispiele für diese Form eines um Sachlichkeit bemühten, Verständigung ermöglichenden Journalismus. Einen Journalismus, der erklärt, wie er Nachrichten und Informationen auswählt und gewichtet. Einen Journalismus, der sich nicht zum Prediger oder Volksschullehrer berufen fühlt, sondern einfach sagt, „was Sache ist“. Und somit einen Journalismus, der seine Leserinnen und Leser nicht als „Follower“ für die eigene Meinung gewinnen möchte, sondern als Diskurspartner ernst nimmt.

Wir haben auch bei unserer diesjährigen Jury-Sitzung über die Entrüstungsspiralen in der Medienlandschaft gesprochen. Und wir haben uns entschieden, ein Gegensignal zu setzen und in diesem Jahr besonders solche Journalisten auszuzeichnen, die sich Zeit für ihre Beiträge nehmen. Die genau prüfen, bevor sie bewerten. Und die objektiv informieren, bevor sie den Leser, die Leserin, den Zuschauer und die Zuschauerin einladen, sich mit dem eigenen Urteil auseinanderzusetzen. Und die aus eigener Überzeugung Sätze sagen wie unsere Preisträgerin Katja Michel im Filmportrait des Ehepaars Katja und Clemens Riha, ich zitiere:

„Ich hoffe, dass die Art von Geschichten, die ich schreibe, vielleicht dazu führen, dass Wirtschaft für Leser greifbarer wird.“

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

diesen Worten haben wir als Jury des Herbert Quandt Medien-Preises nichts hinzuzufügen. Und ich freue mich sehr, dass wir immer wieder die Möglichkeit haben, diesen professionellen Journalismus – sei es als Printbeitrag, Fernsehdokumentation oder Online-Feature – öffentlich zu würdigen, zu ehren und auszuzeichnen. Es erscheint mir heute wichtiger denn je.