Herbert Quandt Medien-Preis 2021

Die Preisträger des Herbert Quandt Medien-Preises 2021

Auszeichnungen für Bayerischen Rundfunk, Norddeutschen Rundfunk, Capital und „das Lamm“

Die Preisträgerinnen und Preisträger des mit insgesamt 50.000 Euro dotierten Herbert Quandt Medien-Preises 2021 stehen fest. Aus 235 Einsendungen hat das Kuratorium der Johanna-Quandt-Stiftung in seiner Eigenschaft als Jury vier herausragende wirtschaftsjournalistische Beiträge ausgewählt, die im BR und im NDR ausgestrahlt sowie im Wirtschaftsmagazin Capital und auf der schweizerischen Online-Plattform „das Lamm“ veröffentlicht wurden.

Freuen Sie sich im Folgenden auf Porträts der ausgezeichneten Journalisten und die Entstehungsgeschichten ihrer Beiträge. Auch die Laudationes der Jury des Herbert Quandt Medien-Preises finden Sie auf dieser Seite.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Anschauen, gratulieren unseren Preisträgern und danken allen, die sich beworben oder mitgewirkt haben!

Ihre
Johanna-Quandt-Stiftung

Begrüßung Stefan Quandt
Grußwort Stefan Quandt

Liebe Freundinnen und Freunde des Herbert Quandt-Medien-Preises,

auch in diesem Jahr können wir unsere Preisverleihung nicht im bekannten Format mit Ihnen feiern. Das ist sehr schade – aber unumgänglich und sicher auch in Ihrem Sinne. Aber immerhin: Die Corona-Lage beginnt sich langsam wieder aufzuhellen und eine Rückkehr zu einer weitgehenden Normalität, zumindest in unserem Teil der Welt, scheint in greifbarer Nähe.

Im vergangenen Jahr war dagegen die Länge der Durststrecke, die vor uns liegen würde, noch nicht abzuschätzen - und es gab zudem auch noch keine Erfahrungen mit alternativen Veranstaltungsformaten. Und so fand in 2020 zum ersten Mal seit 35 Jahren keine Medienpreisverleihung statt, weder real noch virtuell. Dies war und ist bedauerlich, weil - wie so viele feierwürdige Ereignisse - unwiederbringlich.

Aber wie Sie sehen und hören, haben wir uns dieses Jahr bewusst für eine virtuelle Preisverleihung entschieden. Und auch wenn dieses Format eigentlich den Preisträgern des Herbert Quandt-Medienpreises 2021 gewidmet ist, möchte ich als erstes die Gelegenheit nutzen, um die wohlverdienten Preisträger des Jahrgangs 2020 zu erwähnen und ihre im doppelten Wortsinn „ausgezeichneten“ Beiträge in Erinnerung zu bringen:

  • Wolfgang Dür, der die Geschichte eines Unternehmers aus dem Westerwald erzählt hat, der sich mit Hilfe chinesischer Investoren erfolgreich aus der Insolvenz herauskämpft.
  • Katrin Spranger, die eine „Unternehmerkommune“ aus Hamburg porträtierte, die im sog. „Handwerkerhof“ gemeinsam eine neue Zukunft schmieden.
  • Florian Hartung, Christin Köppen und Heike Nelsen, die in ihrer Dokumentation die Herkulesaufgabe der Treuhand bei der Umstellung der DDR-Wirtschaft auf Marktwirtschaft beschrieben haben.
  • Und schließlich das Autorenteam Jürgen Hinrichs, Nico Schnurr und Marc Hagedorn – sie haben in einer Artikel-Serie die Umbrüche in der Agrarwirtschaft und die enormen Herausforderungen für landwirtschaftliche Unternehmer nachgezeichnet.      

Allen Genannten möchte ich hiermit nachträglich, aber herzlich gratulieren und den Dank der Jury für ihre bereichernden Beiträge aussprechen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

die zurückliegenden Monate haben uns deutlich vor Augen geführt, dass unabhängiger und objektiver Journalismus lebenswichtig für unsere Gesellschaft ist. Freier und guter Journalismus ist eine der wichtigen Vitalfunktionen der Demokratie – sei es hier bei uns in Deutschland, sei es in den USA, oder in jedem anderen Teil der Welt.

Nicht weniger wichtig ist, vor allem in diesen Zeiten der Krise und Verunsicherung, das Erläutern und Erklären von Sachverhalten, Entwicklungen und Hintergründen, um den Menschen eine eigene Meinungsbildung zu ermöglichen.

Das ist auch der Grund, weshalb wir uns für eine ausführliche virtuelle Ehrung unserer Preisträgerinnen und Preisträger entschieden haben. Denn die ausgezeichneten Beiträge des Jahres 2021 verdienen eine Würdigung, weil sie nämlich genau dies sind: Beeindruckende „Erklärstücke“, gründlich und umfassend recherchiert, mit genauem Blick und Verständnis für Unternehmen und unternehmerische Menschen in herausfordernden Lebenssituationen:

  • Da ist die farbige Story über den Gründer, der leidenschaftlich für sein Produkt und gegen die Mühlen der Bürokratie kämpft.
    Das kluge Feature über ein Digitalunternehmen, das als Vergleichsportal für Konsumenten eine enorme Marktmacht aufgebaut hat.
  • Die hintergründige Dokumentation über die Folgen von Corona für Unternehmer in der Modebranche.
    Und schließlich der kluge Artikel eines aufklärerischen Online-Magazins, der die Zahlen einer Branchenlobby auf den Prüfstand stellt.

Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, denn wir wollen Ihnen diese vier preisgekrönten Beiträge und ihre Autorinnen und Autoren jeweils ausführlich im traditionellen Format eines Porträtfilms nahebringen. Die Laudationes unserer Kuratoren haben wir den virtuellen Rahmenbedingungen angepasst und den Preisträgerfilmen vorangestellt..

Und so wünsche ich Ihnen nun viel Spaß bei der Würdigung und Präsentation unserer diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger – und ich freue mich schon jetzt darauf, Sie am 22. Juni 2022 wieder alle gesund und fröhlich zu spannenden Preisträgerfilmen und guten Gesprächen bei unserer Feier in Gravenbruch begrüßen zu können!

„Heute chic, morgen Ramsch. Wie Corona die Modebranche trifft“ (BR Fernsehen))
„Heute chic, morgen Ramsch. Wie Corona die Modebranche trifft“ (BR Fernsehen)
Johannes Hofmann, Anna Feininger, Anna-Elena Knerich und Maximilian Sippenauer

12.500 Euro Preisgeld für Anna Feininger, Johannes Hofmann, Anna-Elena Knerich und Maximilian Sippenauer

Das Autorenteam des BR, bestehend aus Anna Feininger, Johannes Hofmann, Anna-Elena Knerich und Maximilian Sippenauer, erhält den Herbert Quandt Medien-Preis 2021 für die Dokumentation „Heute chic, morgen Ramsch – Wie Corona die Modebranche trifft“, ausgestrahlt am 23. Juli 2020 im BR Fernsehen. Der Preis ist mit einem Preisgeld von 12.500 Euro dotiert.

Mode ist verderbliche Ware – diese Erkenntnis liefert die ausgezeichnete Reportage und gewährt dabei einen Blick hinter die Kulissen der Modewelt. Produktzyklen, Lieferketten, Arbeitskräfte – alles steht und fällt mit dem zügigen Abverkauf der Ware. Am Beispiel des Modelabels OSKA zeichnen die Autoren nach, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die Modebranche hat: Unternehmer sehen sich gezwungen, trotz angespannter Finanzlage in der Krise weiter zu investieren.

Die Autoren zeigen die Folgen der Corona-Pandemie aus unterschiedlichen Perspektiven auf und verdeutlichen, dass sich Wirtschaft nicht über ein einzelnes Produkt oder eine einzelne Dienstleistung definieren lässt.

Im Netz: „Heute chic, morgen Ramsch. Wie Corona die Modebranche trifft“ (BR Fernsehen)

„Wolle for Future – Es wird immer bunter“ (NDR Fernsehen)
„Wolle for Future – Es wird immer bunter“ (NDR Fernsehen)
Anne Gänsicke

12.500 Euro Preisgeld für Anne Gänsicke

Anne Gänsicke erhält für ihre NDR-Reportage „Wolle for Future – Es wird immer bunter“, gesendet am 1. Februar 2021, den Herbert Quandt Medien-Preis 2021 und ein Preisgeld in Höhe von 12.500 Euro. Der Autorin gelingt ein authentisches Porträt des Gründers und Jungunternehmers Marco Scheel, der nachhaltige Oberbekleidung aus der Wolle des Pommernschafes produzieren möchte.

Aufmerksam beobachtet die Autorin, welche Hindernisse und Schwierigkeiten dabei zu bewältigen sind: Wie baut man funktionierende und stabile Lieferketten auf? Welche bürokratischen Hürden begleiten einen Unternehmer, der nur eines will: eine gute Geschäftsidee möglichst regional umsetzen und vermarkten.

Die sehr gute Kameraführung, die spontane Reaktionen einfängt, vermittelt dem Zuschauer den Eindruck, ganz nah am Geschehen zu sein. Auf diese Weise gelingt Anne Gänsicke ein hervorragendes Porträt eines authentischen Unternehmers, der Überzeugungstäter und Visionär zugleich ist.

Im Netz: „Wolle for Future – Es wird immer bunter“ (NDR Fernsehen)

„Schreck 24“ (Capital)
„Schreck 24“ (Capital)
Niklas Wirminghaus, Caspar Tobias Schlenk

12.500 Euro Preisgeld für Caspar Tobias Schlenk und Niklas Wirminghaus

Caspar Tobias Schlenk und Niklas Wirminghaus werden für ihre am 17. Dezember 2020 im Wirtschaftsmagazin Capital erschienene Reportage „Schreck24“ mit dem Herbert Quandt Medien-Preis 2021 und 12.500 Euro Preisgeld ausgezeichnet.

Digitale Plattformen, die Daten sammeln und monopolistisch agieren? Bei diesen Stichworten denkt man häufig zu allererst an amerikanische Tech-Konzerne wie Amazon oder Google. Mit ihrer Recherche zum Geschäftsmodell von Check24 zeigen die beiden Wirtschaftsjournalisten die erstaunlichen Parallelen zu den großen US-Unternehmen auf.

Mit einem Marktanteil von 38 Prozent in Deutschland ist Check24 das meistgenutzte Vergleichsportal im Internet. Zahlreiche Tochterfirmen sichern dem Unternehmen stetiges Umsatzwachstum und Zugriff auf die Daten seiner Nutzer.

Caspar Tobias Schlenk und Niklas Wirminghaus gelingt es, das Geschäftskonstrukt von Check24 aufzuhellen und die Konsequenzen für Nutzer und vor allem Anbieter verständlich aufzuarbeiten. Beleuchtet wird neben der Abhängigkeit der Anbieter vom Portal auch der drohende Kontrollverlust über Kundendaten und Preisgestaltung.

Eine gute Recherchearbeit und die verständliche Aufarbeitung eines komplexen Themas runden diese investigative Reportage ab.

Im Netz: "Schreck 24" (Capital)

„Die Flugbranche bauscht sich auf“ (das Lamm, CH)
„Die Flugbranche bauscht sich auf“ (das Lamm, CH)
Alexandra Tiefenbacher

12.500 Euro Preisgeld für Alexandra Tiefenbacher

Alexandra Tiefenbacher wird für ihren Online-Beitrag „Die Flugbranche bauscht sich auf“, erschienen am 22. April 2020 auf dem Infoportal „Das Lamm“, mit dem Herbert Quandt Medien-Preis 2021 und 12.500 Euro Preisgeld ausgezeichnet.

Die schweizer Luftfahrtbranche fordert vom Staat finanzielle Unterstützung für 190.000 Jobs, die unmittelbar von den Folgen der Corona-Pandemie bedroht sind. Ungeprüft wird diese Zahl von Politikern und Medien-Vertretern übernommen. Alexandra Tiefenbacher lässt sich von der herrschenden Tonalität in der Berichterstattung nicht beeinflussen und erfüllt die Kernaufgabe des Journalismus mit akribischer Recherche und effektiver Analyse: Sie entdeckt, dass diese Zahl aus einem älteren Branchenbericht stammt und Arbeitsplätze anderer Branchen miteinbezieht, obwohl diese nicht unmittelbar dem Luftverkehr zugeordnet werden können.

Der Beitrag zeigt beispielhaft, wie Journalismus aussieht, der sich nicht an Quoten oder am politischen Umfeld orientiert, sondern seiner Aufgabe als unabhängiger, unvoreingenommener Beobachter und aufmerksamer Berichterstatter gerecht wird.

Im Netz: „Die Flugbranche bauscht sich auf“ (das Lamm, CH)