Medien-Preis 2022



Meine Damen und Herren,
ich wünschte, dass unsere Preisverleihung nach zwei Jahren Pandemie heute Abend noch etwas unbeschwerter stattfinden könnte.
Seit fast drei Monaten zwingt uns der brutale Krieg Russlands gegen die Ukraine, die Augen für Wahrheiten zu öffnen, die viele von uns nur aus Geschichtsbüchern kennen.
Wer hätte es für möglich gehalten, dass die Architektur der europäischen Nachkriegsordnung, dass unser „gemeinsames Haus Europa“ einmal wieder so gefährdet sein könnte, und das dauerhaft?
Bereits 2013, so schrieb der verstorbene Außenminister Guido Westerwelle in seinem Buch „Zwischen zwei Leben“ –, hätten ältere Diplomaten die Stabilität einer ganzen Region in der Mitte Europas in Gefahr gesehen. Anfang 2014 kam es dann zur gewaltsamen Niederschlagung der friedlichen Proteste auf dem Kiewer Maidan, wenig später folgte die Annexion der Krim durch Russland.

Der Herbert Quandt Medien-Preis 2022 geht an:
- Michael Schindhelm für seine Dokumentation „Mit Lichtgeschwindigkeit zum Impfstoff – Das Projekt BioNTech“, ausgestrahlt auf ARTE
- Dominic Egizzi und Tom Häussler für ihre Dokumentation „Geld her oder Daten weg! Wie Hacker die Wirtschaft erpressen“, ausgestrahlt auf 3sat/Makro
- Jennifer Wilton für ihre Reportage „Neue deutsche Bäcker oder die Renaissance des Brotes“, erschienen in der Welt am Sonntag
- Conrad Lay für seinen Hörfunk-Beitrag „Grüne Bilanzen – Eine Feature über nachhaltiges Rechnen im Bio-Landbau“, ausgestrahlt in hr2-Feature.
- Rund 250 Einreichungen hat die Johanna-Quandt-Stiftung 2022 erhalten. Der Preis ist mit insgesamt 50.000 Euro Preisgeld dotiert.
Wir gratuliert allen Preisträgern ganz herzlich!

20.000 Euro Preisgeld für Michael Schindhelm
Michael Schindhelm erhält den Herbert Quandt Medien-Preis 2022 für seine Dokumentation „Mit Lichtgeschwindigkeit zum Impfstoff“, ausgestrahlt am 30.10.2021 auf ARTE. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 20.000 Euro verbunden.
Von der Erforschung zur serienreifen Vermarktung – dem Forscherteam um die Mainzer Wissenschaftler Uğur Şahin und Özlem Türeci gelingt es in Rekordzeit, einen auf mRNA-Technologie basierenden Impfstoff gegen das Corona-Virus zu entwickeln. Michael Schindhelm erzählt die unglaubliche Erfolgsgeschichte mitreißend und authentisch. Er begleitet die beiden Wissenschaftler und Unternehmer auf ihrer Reise von der Forschung und Entwicklung bis hin zum marktreifen, zugelassenen Produkt. Schindhelm gelingt es, das hochkomplexe Thema mit persönlichen Interviews anschaulich zu gestalten und dem erfolgreichen Forscher-Paar nahezukommen.

10.000 Euro Preisgeld für Dominic Egizzi und Tom Häussler
Das Autorenteam Dominic Egizzi und Tom Häussler wird für seine am 14.12.2021 in 3sat/Makro ausgestrahlte Dokumentation „Geld her oder Daten weg! Wie Hacker die Wirtschaft erpressen“ mit dem Herbert Quandt Medien-Preis 2022 und einem Preisgeld von 10.000 Euro ausgezeichnet.
Der erfolgreiche Angriff mittels Ransomware auf die IT-Infrastruktur großer Firmen bedeutet in der Regel einen Systemausfall mit schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen. Am Beispiel der Funke Mediengruppe und des Modelabels Marc O’Polo zeichnen Dominic Egizzi und Tom Häussler Cyberangriffe und deren desaströse Auswirkungen nach.
Selbstkritisch hinterfragen die Unternehmen gegenüber den Journalisten ihre bisherigen Schutzmaßnahmen. Ermittler und Experten analysieren die Vorgehensweisen der Hacker. So verdeutlicht die Dokumentation, wie angreifbar unsere digitale Arbeitsweise nicht zuletzt durch den Faktor Mensch ist. Dank der Offenheit der betroffenen Unternehmen gelingt den Autoren ein seltener und umso beeindruckenderer Einblick in das Risikomanagement und die Arbeit von Krisenstäben in Unternehmen.
Im Netz: Geld her oder Daten weg! (zdf.de)

10.000 Euro Preisgeld für Jennifer Wilton
Jennifer Wilton erhält den Herbert Quandt Medien-Preis für ihre Reportage „Neue deutsche Bäcker oder die Renaissance des Brotes“, erschienen am 07.11.2021 in der Welt am Sonntag. Der Beitrag wird mit 10.000 Euro ausgezeichnet.
Vier unterschiedliche Biografien: die Studentin, die im Studium nicht ihre Erfüllung findet, der Promi-Bäcker, der manchmal eben doch mehr will, als nur Brot zu backen, der Bio-Bäcker, der sich im richtigen Moment gegen Wachstum entscheidet, und ein Mann mit Zuwanderungsgeschichte, für den die Kunst des Backens eine neue Heimat bedeutet. Alle vier verbindet die Liebe zu der alten Handwerkskunst, „reines Brot“ zu backen.
Jennifer Wiltons Reportage lässt eine Vielzahl von Bildern im Kopf entstehen. Sie macht ihre Leserinnen und Leser mit außergewöhnlichen Protagonisten bekannt, die ihre ganz eigene Geschichte mit dem Backhandwerk haben und ihren Beruf auf authentisch-sympathische Art leben.
Im Netz: Neue deutsche Bäcker (welt.de)

10.000 Euro Preisgeld für Conrad Lay
Conrad Lay wird für seinen Hörfunkbeitrag „Grüne Bilanzen – Ein Feature über nachhaltiges Rechnen im Bio-Landbau“, ausgestrahlt am 21.04.2021 in hr2-Feature, mit dem Herbert Quandt Medien-Preis 2022 und einem Preisgeld von 10.000 Euro ausgezeichnet.
Tierwohl, Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit – ökologische Landwirtschaft zu betreiben ist aufwendig, und nicht immer können höhere Kosten auf den Verkaufspreis umgelegt werden. Würden die Leistungen des Bio-Landbaus wie Boden- und Gewässerschutz in die Bilanz miteinbezogen und im Umkehrschluss die im konventionellen Bereich entstandenen Umweltschäden eingerechnet, wären - so eine These des Beitrags - konventionelle Produkte für die Allgemeinheit bereits heute teurer als biologisch erzeugte Lebensmittel.
Doch nachhaltiges Wirtschaften findet bisher fast keine Berücksichtigung in den Bilanzen. Conrad Lay macht sich auf den Weg und erklärt seinen Hörerinnen und Hörern mit plastischen O-Tönen, warum ein Umdenken bei der Bilanzierung der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion angezeigt ist und warum Umwelt und Natur davon profitieren können.
Im Netz: Grüne Bilanzen (hr2.de)