Medienpreis



Die Preisträger des Herbert Quandt Medien-Preises 2025 stehen fest: Aus rund 230 Einreichungen hat die Jury der Johanna-Quandt-Stiftung vier herausragende wirtschaftsjournalistische Beiträge von ZEIT, SWR, HR und NDR ausgewählt. Die Johanna-Quandt-Stiftung würdigt damit eine intensive Rechercheleistung sowie Aktualität und Allgemeinverständlichkeit. Jede Auszeichnung ist mit 12.500 Euro Preisgeld verbunden. Im Rahmen der Jurysitzung wurde zudem Kirsten Ludowig, stv. Chefredakteurin des Handelsblatts, in das Kuratorium der Stiftung berufen.
„Eilt sehr – aber nichts passiert“ (Die Zeit)
Miguel Helm ist eine herausragende Reportage über Bürokratie in Deutschland gelungen: „Eilt sehr – aber nichts passiert“, erschienen am 29. August 2024 in der Wochenzeitung Die Zeit, schildert anhand zweier Beispiele, wie Behörden durch überbordenden Regulierungseifer Initiative und Unternehmertum Fesseln anlegen: Eine familiengeführte Metzgerei in der hessischen Wetterau schließt einen ihrer zwei Standorte, nachdem das Veterinäramt plötzlich verlangt, den Innenhof zwischen Kühl- und Verkaufsraum zu überdachen. Die Reaktivierung einer stillgelegten Bahnverbindung im Schwarzwald, ein wichtiges Infrastrukturprojekt für die Region, droht an Fledermäusen zu scheitern, die sich in zwei stillgelegten Tunneln angesiedelt haben. Miguel Helm überzeugt mit einer stilistisch präzisen und lebendigen Bildsprache. Er verfällt nicht in wohlfeiles „Bürokratie-Bashing“, sondern wägt Sinn und Unsinn von Regulierung sachlich gegeneinander ab. Das Fazit der Jury: Ein gelungenes Stück, das keine einfachen Antworten auftischt, sondern viele Anregungen zum Nachdenken gibt.
„Viele Normen – Teure Wohnungen?“ (SWR)
Tatjana Mischke hinterfragt in ihrer Dokumentation „Viele Normen – Teure Wohnungen?“, ausgestrahlt am 16.04.2024 im SWR-Fernsehen (SWR-Story), Vorgaben im Wohnungsbau. Plastisch arbeitet die Journalistin heraus, wie das Bauen in Deutschland mit zunehmender und teilweise erheblicher Regelungsdichte über die Jahre immer komplizierter und teurer geworden ist. Mischke recherchiert, wie Normen entstehen und warum mangelnde Transparenz in den verantwortlichen Gremien des Deutschen Instituts für Normung dazu beitragen könnte, dass zu selten „Normen für das Normale“ gesetzt werden. Hoffnung macht Mischke mit dem Porträt eines innovativen Bauunternehmers, der DIN-Vorgaben mutig hinterfragt und in seinen Projekten Maß und Mitte sucht. Die Jury hebt hervor: Die Dokumentation bleibt nicht beim beklagenswerten Ist-Zustand stehen, sondern zeigt, wie mit unternehmerischem Einsatz und Risikobereitschaft Wohnungsnot gelindert und Verbesserungen für die Gesellschaft erreicht werden können.
„Erfolgreich durch die Wirtschaftskrise“ (HR)
In der Reportage-Serien „Erfolgreich durch die Wirtschaftskrise“, ausgestrahlt vom HR-Fernsehen (Hessenschau) ab Dezember 2024, präsentiert Maren Adler sieben Erfolgsgeschichten hessischer Firmen. In herausfordernden Zeiten behaupten sie sich durch Erfindergeist und Unternehmertum. Die erfahrene Fernsehjournalistin nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf eine spannende Bildungsreise durch die hessische Industrie. Ihre geschickte Kameraführung verknüpft authentische Interviews mit beeindruckenden Bildern aus der Produktion von gusseisernen Glocken, Hustensaft oder biologischem Kunststoffgranulat. Die Juroren sind sich einig: Adlers Fernseh-Reihe führt fesselnd und abwechslungsreich vor Augen, wie Unternehmerinnen und Unternehmer Verantwortung übernehmen und in Krisen über sich hinauswachsen können.
„Herr D. sucht die Fachkraft“ (NDR)
Der Fachkräftemangel trifft die Gastronomie- und Hotelbranche hart. In ihrer Dokumentation „Herr D. sucht die Fachkraft“, ausgestrahlt am 26. Februar 2024 im NDR-Fernsehen (NDR-Story), begleiten Laura Borchardt und Julia Saldenholz den Geschäftsführer eines Ferienparks an der Ostsee bei seinen Bemühungen, dringend benötigtes Personal im Ausland anzuwerben. Die Filmemacherinnen zeichnen das Porträt eines Unternehmers, der sich selbst ins Flugzeug nach Madagaskar setzt und trotz immenser bürokratischer Hürden nie aufgibt. Zugleich beleuchtet die Dokumentation nahbar und empathisch die Perspektive der hoffnungsvollen Jugendlichen des Inselstaats, die bereit sind, für eine Ausbildungsstelle in Deutschland viel zu investieren und ihre Heimat zu verlassen. Die Jury würdigt die beeindruckende Recherchetiefe und die überzeugende narrative Balance zwischen dem Zukunftsoptimismus der jungen Menschen und der harten Realität zäher Verwaltungsprozesse in Deutschland.
Der Herbert Quandt Medien-Preis.
Der Herbert Quandt Medien-Preis würdigt seit 1986 Journalisten und Publizisten, die sich in herausragenden Beiträgen mit der Bedeutung und Funktion von Unternehmern und Unternehmen in der Marktwirtschaft auseinandersetzen. Gleichzeitig erinnert der Preis an die unternehmerische Lebensleistung von Herbert Quandt. Ein Porträt des Namensgebers finden Sie unter Johanna-Quandt-Stiftung.
Die Jury
Dem Kuratorium der Johanna-Quandt-Stiftung gehören an: Stefan Quandt (Vorsitzender); Michaela Kolster, Programmgeschäftsführerin PHOENIX (stv. Vorsitzende); Horst von Buttlar, Chefredakteur WirtschaftsWoche; Tanit Koch, Journalistin; Kirsten Ludowig, stv. Chefredakteurin Handelsblatt, Jan-Eric Peters, Journalist.
Die Johanna-Quandt-Stiftung
Die 1995 gegründete Johanna-Quandt-Stiftung setzt sich dafür ein, das Verständnis für die marktwirtschaftliche Ordnung und die Bedeutung des privaten Unternehmertums in der Öffentlichkeit und in den Medien zu fördern.
Kontakt:
Johanna-Quandt-Stiftung
Seedammweg 55
61352 Bad Homburg v. d. Höhe
Telefon: 06172 404-342
E-Mail: info(at)johanna-quandt-stiftung.de
Internet: johanna.quandt-stiftung.de
Der Herbert Quandt Medien-Preis würdigt seit 1986 jährlich Journalisten und Publizisten aller Medien, die sich in anspruchsvoller und allgemeinverständlicher Weise mit dem Wirken und der Bedeutung von Unternehmern und Unternehmen in der Marktwirtschaft auseinandersetzten. Der Medien-Preis wird im Gedenken an die Persönlichkeit und das Lebenswerk des Unternehmers Dr. h.c. Herbert Quandt verliehen und mit insgesamt 50.000 Euro dotiert.

Dr. h.c. Herbert Quandt (1910-1982)
Herbert Quandt wurde am 22. Juni 1910 als zweiter Sohn des Unternehmers und Industriellen Günther Quandt (1881-1954) und seiner Frau Antonie (geb. Ewald; 1884-1918) in der brandenburgischen Stadt Pritzwalk geboren.
Nach dem frühen Tod der Mutter zog Herbert mit seinem Vater Günther und dem älteren Bruder Hellmut nach Berlin, wo er infolge einer schweren und nicht heilbaren Augenerkrankung Privatunterricht und Ausbildung durch Hauslehrer erhielt. Sein Vater plante daher, ihm eine berufliche Zukunft in der Verwaltung des familieneigenen landwirtschaftlichen Gutes in Mecklenburg zu eröffnen. Nachdem sein älterer Bruder Hellmut jedoch 1927 im Alter von nur 19 Jahren den Komplikationen einer Blinddarmentzündung erlag, wurde Herbert Quandt von Günther Quandt auf eine industrielle Verantwortung und Nachfolge in der Unternehmensgruppe vorbereitet.
Mit Beginn der dreißiger Jahre sammelte Herbert Quandt im Rahmen von Praktika und zahlreichen Auslandsaufenthalten Erfahrungen sowie technische und kaufmännische Kenntnisse, vor allem in der Entwicklung und Produktion von Akkumulatoren. Ende der dreißiger Jahre wurden ihm zunehmend Führungsaufgaben in der Quandt-Gruppe, insbesondere bei dem Batteriehersteller Pertrix, übertragen. Zwar stand Herbert Quandt während der Zeit des Nationalsozialismus immer noch im Schatten seines Vaters. Er trug aber als Direktor der Batteriefabriken Pertrix und AFA Oberschöneweide Verantwortung für den Personalbereich, der sich auch mit dem Einsatz und den Arbeitsbedingungen von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern befasste.
Die Bedingungen der Zwangsarbeit, aber auch das politische Verhalten seines Vaters Günther Quandt in der NS-Zeit, wurden im Oktober 2007 in der TV-Dokumentation „Das Schweigen der Quandts“ thematisiert. Die Ausstrahlung dieser Dokumentation sowie deren Echo in der Öffentlichkeit gaben den Anstoß für eine umfassende Aufklärung und Gesamtdarstellung der Familiengeschichte.
Im Dezember 2007 bat die Familie Quandt, deren seinerzeit größte Beteiligungen BMW und ALTANA sich als Gründungsmitglieder in der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft schon im Jahr 2000 für einen materiellen Ausgleich für ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt hatten, den Zeithistoriker Prof. Joachim Scholtyseck (Universität Bonn) um eine wissenschaftliche Gesamtdarstellung der Familiengeschichte. Das dreijährige, tiefgreifende Forschungsprojekt reichte von den unternehmerischen Anfängen in der Kaiserzeit des 19. Jahrhunderts über die beiden Weltkriege bis zum Tode Günther Quandts im Jahr 1954 und wurde 2011 unter dem Titel „Der Aufstieg der Quandts“ veröffentlicht.[1]
Scholtyseck verdeutlicht darin, dass Herbert Quandt durch seine Führungsaufgaben in der Quandt-Gruppe über Art, Umfang und Bedingungen der Zwangsarbeit sowie auch über sog. „Arisierungen“ von Unternehmen informiert gewesen sein muss.[2] Die Mitgliedschaft in der NSDAP und anderen NS-Organisationen erleichterten es ihm zudem, während des Krieges in Deutschland als Unternehmer tätig zu bleiben.
Scholtyseck erwähnt in seiner Studie aber auch, dass Herbert Quandt „Mitarbeiter in seinen Wirkungskreis berief, die zuvor schon mit dem Regime in politische Konflikte geraten waren“.[3] Da es „weder (…) zeitgenössische Hinweise auf eine grundlegende Distanz zum Regime, noch (…) Indizien für eine besondere Nähe“ gebe, kommt der Historiker zu der Beurteilung, dass „Herbert Quandt zu den vielen Mitläufern gehört habe“.[4]
Das Schweigen über die NS-Zeit und ihr großes Unrecht wurde nach dem Krieg von Herbert Quandt nicht durchbrochen. Scholtyseck verweist auf den Versuch einer Erklärung durch den Philosophen Herrmann Lübbe: Dieser habe im kollektiven „kommunikativen Beschweigen“ eine Voraussetzung dafür gesehen, dass sehr viele, die dem NS-Regime gedient oder sich zumindest mit ihm arrangiert hatten, nach dem Krieg wieder auf einen Weg des Rechts und der Moral zurückfanden und sich engagiert und mit unternehmerischer Zuversicht in den neuen demokratischen Staat einbrachten.[5]
So war auch das Wirken Herbert Quandts in der jungen Bundesrepublik, in der er selbstbestimmt seinen eigenen Überzeugungen folgen konnte, gekennzeichnet von seinem engagierten Bekenntnis zur neuen sozialen Marktwirtschaft und verantwortungsvollem Unternehmertum. Nach seiner Auffassung sollte der Unternehmer in der Gesellschaft als Mensch wahrgenommen werden, dessen Tun und Handeln über den ökonomischen Nutzen hinaus einen wichtigen sozialen Beitrag leistet. Dabei fand neben der Beteiligung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Unternehmenserfolg auch die Ausbildung junger Menschen das besondere Augenmerk Herbert Quandts: Für seine Verdienste um die Reformierung des betrieblichen Ausbildungswesens erhielt er im November 1956 die Ehrendoktorwürde der Universität Mainz.
Auch durch eine besondere unternehmerische Leistung reifte Herbert Quandt zu einer der prägenden und visionären Persönlichkeiten der bundesdeutschen Unternehmens- und Wirtschaftsgeschichte: So bewies er Wagemut und Weitblick, als er 1960 die Aktienmehrheit an der Bayerischen Motorenwerke AG übernahm und das Unternehmen damit vor der Übernahme durch die Daimler-Benz AG bewahrte. Mit seinem großen persönlichen Einsatz, der mit dem enormen Risiko des finanziellen Totalverlusts verbunden war, sicherte Herbert Quandt die Unabhängigkeit von BMW und führte das Unternehmen damit in den folgenden Jahrzehnten zurück auf die Erfolgsspur.
Herbert Quandt vertrat zugleich die Überzeugung, dass Wirtschaft den Menschen als Lebens- und Chancenraum erklärt und nahegebracht werden muss. Neben ihrer Bedeutung als kritische Vermittler und unabhängige Beobachter sah Herbert Quandt hierin die wichtigste Aufgabe der Medien.
[1] Vgl. Joachim Scholtyseck, Der Aufstieg der Quandts. Eine deutsche Unternehmerdynastie, München 2011
[2] Vgl. ebd., S. 765 f.
[3] Vgl. ebd., S. 767
[4] Vgl. ebd., S. 767
[5] Vgl. ebd., S. 768
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